Macht Schokolade glücklich?

Die Wirkung von Tryptophan u.a.

Woher stammt die Schokolade?

 

Schokolade ist ein kakaohaltiges Genussmittel. Die Bohnen des Kakaobaums wurden bereits um 1500 v. Chr. von den Olmeken in Mexiko genutzt. Die Azteken gaben dem Getränk aus mit kaltem Wasser vermischtem Kakaopulver den Namen Xocolatl (daraus wurde später in Europa das Wort Schokolade). Dieser berauschende Trank wurde zu rituellen Anlässen und für medizinische Zwecke genutzt. Das besondere Getränk war lediglich für den Adel bestimmt und sein Genuss nur Männern erlaubt. Unter dem Aztekenkönig Moctezuma erlangte die Kakaobohne ihre Bedeutung als Zahlungsmittel. So wurden beispielsweise für einen Sklaven 100 Kakaobohnen gezahlt. Im Jahr 1528 brachte der spanische Eroberer Hernán Cortés den Kakao nach Europa. 1544 wurde die Schokolade das erste Mal am spanischen Hof getrunken. Um den Geschmack zu verbessern, gaben die Europäer dem Kakao Zucker und Honig hinzu. Erst im 18./19. Jahrhundert kamen größere Mengen an Kakao nach Europa. In der Medizin wurde die Schokolade als Kräftigungsmittel verwendet. Im 19. Jahrhundert entstanden in Europa die ersten Schokoladenfabriken. Heute stammt der Großteil der Kakaobohnen aus Afrika. Für die Ernte werden weltweit häufig Kinder eingesetzt. An der Elfenbeinküste z.B. sind dies jährlich tausende von Kindern.

 

Wie wird die Schokolade hergestellt?

 

Der Kakaobaum wächst in den Äquatorialländern und kann eine Höhe von bis zu 15 Metern erreichen. Seine Früchte werden mit einer Machete vom Stamm abgeschlagen. Pulpe (das Fruchtfleisch) und Samen werden auf Bananenblättern verteilt, abgedeckt und vergären. Die Bohnen werden nach dem Herauslösen getrocknet und danach gemahlen. Aus dem sogenannten Kakaobruch tritt die dunkelbraune köstliche Kakaomasse aus. Daraus wird dann unter Zugabe von Weichmachern, z. B. Lecithinen, und Geschmacksstoffen wie Vanille oder auch Nüssen und Zucker ein Produkt hergestellt, das unter der Bezeichnung Schokolade bekannt ist. Die handelsübliche Form der Schokolade sind 100 g Tafeln; aber auch Sternchen und Herzchen und allerlei Getier werden aus Schokolade hergestellt.

Den Gehalt an reinem Kakao gibt eine Prozentzahl auf der Schokoladentafel an. So hat eine mit 85% deklarierte Schokolade einen höheren Kakaoanteil als eine mit 60% ausgewiesene, hingegen ist der Zuckeranteil der Ersteren geringer. Abhängig vom Geschmack der Kakaobohne kann auch eine Schokolade aus 100% reinem Kakao eine überaus genüssliche Leckerei sein – z.B. von der Criollo-Kakaobohne. Diese Kakaosorte liefert eine der feinsten Bohnen und wird selten genutzt.

 

Welche Nährstoffe hat die Kakaobohne?

 

Die Kakaobohne ist eine nährstoffreiche Frucht. 100 Gramm Kakaopulver enthalten 200% des Tagesbedarfs an Magnesium, decken den gesamten Tagesbedarf an Kalium, Eisen und Zink und den Bedarf an Vitamin B12 zu 40%. Allerdings muss man berücksichtigen, dass bei der Herstellung der Schokolade durch Erhitzen das Vitamin B12 zum Teil zerstört wird. Ebenso verringert sich durch Zugabe von Zucker und anderen Geschmacksstoffen der Nährstoffgehalt der Mineralstoffe.

 

Welche Wirkung hat Tryptophan?

 

Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, ein lebensnotwendiger Baustein des Eiweißes, und kommt in allen eiweißhaltigen Lebensmitteln vor. Es ist ein kleines Molekül und kommt deshalb durch die Blut-Hirnschranke. Dort wird es nach einer chemischen Veränderung direkt zu Serotonin umgewandelt. Serotonin beeinflusst Wahrnehmung, Schlaf, Temperaturregulation, Sensorik, Appetit und Sexualverhalten. Serotonin wird als Glückshormon bezeichnet. Niedrige Serotoninspiegel können zu Schlafstörungen und schlechter Laune führen. Allerdings ist nicht direkt der Gehalt an Serotonin in der Schokolade Glücksgefühle auslösend, sondern der Gehalt an Tryptophan und Zucker. Die Wirkung des Tryptophan beruht zum einen auf dessen Gehalt in der Schokolade, zum anderen auf seiner Erhöhung durch die Freisetzung von Insulin durch Zucker. Durch eine Insulinausschüttung infolge von Blutzuckeranstieg, werden alle Aminosäuren, Bausteine des Eiweißes, in die Muskulatur aufgenommen außer dem Tryptophan. Dadurch steigt der Tryptophangehalt des Blutes und im Gehirn kann vermehrt Serotonin gebildet werden. Diese Wirkung zeigt sich ebenfalls beim Verzehr von zuckerhaltigen Speisen und nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten.

 

Hier ein paar Daten:

Lebensmittel

Tryptophananteil pro 100g

Zartbitterschokolade

131 mg

Kürbiskern

535 mg

Rehbraten

354 mg

Rindersteak

349 mg

Sesam

291 mg

Walnuss

225 mg

 

Nun zu weiteren Inhaltsstoffen, die die Kakaobohne für die Azteken zu einem Geschenk der Götter machten.

 

Welche Wirkung haben Phenylethylamin (PEA), Anandamid und Theobromin?

 

Das blutdrucksenkende und euphorisierende Phenylethylamin (PEA) ist die Stammverbindung der Nervenbotenstoffe und Hormone aus der Catecholamin-Gruppe. PEA ist ein chemischer Botenstoff, der unter anderem beim Verliebt sein eine Rolle spielt. Es verursacht die „Schmetterlinge im Bauch“. Auch ist PEA in zahlreichen Drogen enthalten. Der Körper baut diese Substanz rasch ab. Dies mag ein Grund für eine anhaltende Lust auf Schokolade sein. PEA ist aber auch, wie andere biogene Amine, als Auslöser von Migräne-Attacken bekannt.

 

Ein weiterer psychogener Stoff in der Schokolade ist Anandamid. Es ähnelt dem THC, das in Hanfpflanzen vorkommt; allerdings scheinen die zu geringen Mengen keinen Effekt auszulösen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Anandamid im Gehirn akkumuliert und somit ebenfalls eine berauschende Wirkung haben könnte.

 

Theobromin ähnelt dem Koffein, hat jedoch eine schwächere Wirkung. In sehr hohen Konzentrationen (mehr als 100g Kakaopulver) kann es zu Augenflimmern und Pulserhöhung führen. Bei Kindern kann bereits eine halbe Tafel Schokolade in Kombination mit 2 Gläsern koffeinhaltiger Limonade einen Rauschzustand auslösen.

 

Bei Betrachtung all dieser Stoffe kann man den Eindruck bekommen, dass Schokolade ein Medikament sei. Jedoch sind die in der Schokolade enthaltenen Stoffe in vielen Lebensmitteln zu finden – allerdings dies nur in sehr geringen Konzentrationen. Ein sicherlich nicht zu unterschätzender Faktor bei Schokolade ist jedoch ihr Zuckergehalt bei gleichzeitig hohem Fettanteil. Im Tierversuch konnte gezeigt werden, dass ein hoher Zuckergehalt, kombiniert mit einem hohen Fettgehalt, sogar in der Lage ist, Strukturen im Gehirn zu verändern. Die Versuchstiere wurden süchtig.

In einer Untersuchung am Menschen wurden Personen einer Testgruppe angewiesen, immer nur dann Schokolade zu essen, wenn sie satt waren. Die Teilnehmer der anderen Gruppe bekamen Schokolade nur, wenn sie hungrig waren. Das Ergebnis zeigte erwartungsgemäß, dass die satten Probanden im Gegensatz zu den hungrigen Probanden kein gesteigertes Verlangen nach Schokolade hatten. In diesem Versuch scheint die originäre Stimulanz für das Verlangen nach Schokolade im Energiegehalt zu liegen und diente vorrangig der Sättigung.

Um jedoch den Ursachen für einen zu hohen Schokoladenkonsum näher zu kommen, muss neben dem kalorischen Aspekt, die psychische Komponente des Verbotenen berücksichtigt. „Viele, insbesondere Übergewichtige, empfinden das Verlangen nach Schokolade als Sünde, verbieten sich deshalb den Genuss. Aber bekanntermaßen reizt das Verbotene, verstärkt das Verlangen, dem man mit schlechtem Gewissen nachgibt. In dem dargestellten Versuch war dagegen das Naschen erlaubt, ja sogar Pflicht und somit entfiel ein entscheidender Anreiz zum Schokoladenverzehr“ (Deutsche Gesellschaft für Ernährung).

 

Fazit: Schokolade ist ein Genussmittel, das in Maßen konsumiert, sicherlich die ein oder andere angenehme Wirkung auslöst. Ob jedoch Schokolade glücklich macht, mag der persönlichen Beurteilung obliegen. Für jeden bedeutet Glück etwas anderes, und die Suche danach ist so alt wie die Menschheit.

 

Danke für Ihr Interesse

Verfasser: Gabriele Wolf

Praxis für Ernährungstherapie